Gewaltbetroffenheit der Beschäftigten im öffentlichen Personenverkehr und ihre Folgen: Exposure to verbal and physical violence among public transport employees and its consequences
Es gibt verschiedene Hinweise darauf, dass Beschäftigte im Nah- und Fernverkehr regelmäßig und zunehmend beleidigt, bedroht oder körperlich angegriffen werden. Um das Ausmaß von Gewalt gegen Beschäftigte im Verkehrsbereich und mögliche Handlungsansätze zu untersuchen, wurden sowohl Verkehrsunternehmen als auch Beschäftigte im öffentlichen Personenverkehr zu ihren Gewalterfahrungen sowie zu vorhandenen Präventions- und Nachsorgemaßnahmen im Rahmen von zwei standardisierten Onlinebefragungen befragt. Ziel war es, eine wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung nachhaltiger und differenzierter Strategien zum Umgang mit Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Personenverkehr zu schaffen. Da in der wissenschaftlichen Forschung eine Vielzahl unterschiedlicher Gewaltdefinitionen existiert, wurde bei der Untersuchung ein weitgefasster Gewaltbegriff zugrunde gelegt, der sowohl verbale als auch körperliche Gewalt umfasst. Berücksichtigt wurde jedoch nur Gewalt, die von Dritten (z. B. Kundinnen und Kunden) gegen Beschäftigte von Verkehrsunternehmen ausgeübt wurde. Insgesamt haben 1030 Beschäftigte und 36 Verkehrsunternehmen an der Befragung teilgenommen. Ein wesentliches Ergebnis der Untersuchung war, dass 40 % der Beschäftigten innerhalb eines Jahres Gewalt – vor allem Beleidigungen und Bedrohungen – erlebt haben. Zwei Drittel der erlebten Gewaltvorfälle wurden jedoch nicht gemeldet. Auch wenn von den Verkehrsunternehmen verschiedene Präventionsmaßnahmen ergriffen worden sind, bestand seitens der Beschäftigten eine große Unzufriedenheit mit der Unterstützung nach einem solchem Vorfall.
Praktische Relevanz: Bislang gibt es kaum Studien, die näher betrachten, wie hoch der Anteil der gewalttätigen Übergriffe im öffentlichen Personenverkehr ist, die von den Beschäftigten nicht gemeldet werden. Aus diesem Grund untersucht der Beitrag empirisch die Dunkelziffer bei gewalttätigen Übergriffen und die Gründe, warum Beschäftigte im öffentlichen Personenverkehr Gewalterfahrungen nicht gemeldet haben. Zudem können Aussagen zur Verbreitung sowie zur Aufwand-Nutzen-Bilanz von Präventions- und Nachsorgemaßnahmen getroffen werden. Damit lassen sich Ansatzpunkte für die Verbesserung des Schutzes von Beschäftigten im öffentlichen Personenverkehr vor gewalttätigen Übergriffen identifizieren.
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