Führung in der Transformation, Führungskräfteentwicklung in Europa
Teilprojekt von Kompetenzplanung und -entwicklung

Die zunehmende Komplexität, die politischen und administrativen Entscheidungen zugrunde liegt, sorgt dafür, dass die Bedeutung von Führungskräften im öffentlichen Sektor steigt. Angesichts langfristiger Herausforderungen wie dem Klima- und dem demografischen Wandel oder der Digitalisierung sehen sich der öffentliche Sektor und die Ministerialverwaltungen gezwungen, unter komplexen Bedingungen bestmögliche Lösungen zur Erfüllung staatlicher Aufgaben zu entwickeln. Führungskompetenzen und -persönlichkeiten sind dabei gefragter denn je und im internationalen Kontext wird vermehrt ein Ausbau systematischer Personalentwicklungsmaßen für Führungskräfte gefordert, die heute und zukünftig politisch-administrative Richtungsentscheidungen treffen.
Das Teilprojekt zielt vor diesem Hintergrund auf eine Analyse der Führungskräfteentwicklung im europäischen Vergleich ab, die der deutschen Ministerialverwaltung konkrete Handlungsempfehlungen für eine systematische Weiterentwicklung derselben auf Bundes- und Landesebene liefern kann. Vor dem Hintergrund aktueller und künftiger Herausforderungen, mit denen sich Führungskräfte konfrontiert sehen, wird untersucht, inwieweit die Führungskräfteentwicklung bereits auf sich abzeichnende Veränderungsprozesse eingestellt ist und welche Bedarfe sich in diesem Kontext manifestieren. Dabei wird auch der Diversität der Organisation des öffentlichen Dienstes in Europa, der Notwendigkeit eines umfassenden Personalentwicklungsansatzes vor dem Hintergrund zahlreicher Veränderungsprozesse in der modernen Arbeitswelt und der sich wandelnden Anforderungen an Führungskräfte vor dem Hintergrund disruptiver gesellschaftlicher Transformationsprozesse Rechnung getragen. Ziel ist es, übersichtlich und präzise darzustellen, welchen Modellen die Führungskräfteentwicklung in anderen EU-Staaten folgt, und auf dieser Grundlage eine strukturierte Gegenüberstellung zu erarbeiten, die aufführt, welche Elemente aus welchen Gründen länderübergreifend empfohlen werden können und welche Aspekte lediglich unter bestimmten Bedingungen oder in bestimmten Staaten umsetzbar erscheinen.
Im Einzelnen werden im Rahmen des Projekts folgende Forschungsfragen untersucht: Wie erfolgt die Führungskräfteentwicklung in den exemplarisch ausgewählten Ländern? Welche Erfolgsbedingungen und Herausforderungen sind mit den jeweiligen Vorgehensweisen verbunden? Welche Optimierungspotentiale lassen sich in der deutschen Führungskräfteentwicklung ausmachen und welche konkreten Handlungsempfehlungen können mit Blick auf einen systematischen Ansatz formuliert werden?
Da sich die Mitgliedstaaten mit ihrem Beitritt zur EU dem "aquis communautaire" verschrieben und sich damit verbindlich zur Übernahme des gesamten gültigen EU-Rechts verpflichtet haben, wird davon ausgegangen, dass in allen Mitgliedstaaten ein gewisser Grundkonsens hinsichtlich der Aufgabenerfüllung nationaler Verwaltungen und der diesen zugrundeliegenden Werten vorliegt. Die EU bietet vor diesem Hintergrund einen sinnvollen Vergleichsrahmen. Um im Hinblick auf die empirische Untersuchung ein möglichst repräsentatives Ländersample zu erreichen, stützt sich das Teilprojekt auf das Konzept der europäischen Verwaltungskulturen. Neben der Bundesrepublik werden die Staaten Frankreich, Spanien, Schweden und Polen beleuchtet, wobei verschiedene empirische Daten gewonnen und analysiert werden. Es werden qualitative Interviews mit Forschungs- und Weiterbildungseinrichtungen sowie Führungskräften in den ausgewählten Ländern geführt und internationale wissenschaftliche Literatur, verschiedene Dokumente wie beispielsweise Leitbilder oder Modulpläne sowie Daten aus europäischen (Verwaltungs-)Surveys analysiert und ausgewertet. Als theoretische Grundlage werden Ansätze aus der Neuen Institutionenökonomik sowie aus der Leadership-Forschung (insb. das Konzept des transformationalen Führens) herangezogen.
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